Eine Lanze für Til Schweiger brechen

Dass Till Schweiger „starke Meinungen“ (neuerdings häufig als Euphemismus für Blödsinn verwendet) bereit ist öffentlich zu vertreten, ist spätestens seit seinem Auftritt 2011 bei Lanz bekannt. Zum Thema Sexualverbrecher prasselte eine unverhoffte hochemotionale Tirade auf die Diskussionsrunde ein, wobei wohl der Aufregung wegen Wörter wie auch Grammatik munter durcheinanderpurzelten.

Den letzten Teil dieses Monologes verwenden Jan Böhmermann und Olli Schulz als Running Gag seither in ihrer zugegeben ausserordentlich unterhaltsamen Radiosendung „sanft und sorgfältig“ sonntags auf radioeins.

Da Schweiger scheinbar nicht anders kann und nicht anders will, war das nicht sein letzter „uffjeregter“ Auftritt gewesen. Zu seinem Engagement für Flüchtlinge befragt fällt Till Schweiger im August 2015 bei Maischberger aus der Rolle und pöbelt herum.

Im Zusammenhang mit Schweigers polarisierenden Faccebook-Äußerungen ist das für Jan Böhmermann Grund genug, in seiner Sendung vom 20.08.2015 das Auftreten Schweigers zu persiflieren.

Im Prinzip hat Böhmermann ja recht: Schweiger ist der Hofnarr der Republik. Sein mediales Auftreten wirkt unprofessionell für einen medienerprobten Schauspieler und die Positionen, die er vertritt, scheinen nicht immer zu Ende gedacht. Er trägt sein Herz auf der Zunge und aufgrund seiner Popularität ist auch reichlich Fallhöhe vorhanden. Da Böhmermanns Steckenpferd die Medienbeobachtung ist, wo ihm auch keiner etwas vormacht, ist es nachvollziehbar, dass Schweiger bei ihm unter besonderer Beobachtung steht, denn Schweiger ist ein unerschöpflicher Steinbruch für Material.

Allerdings muss ich eine Lanze für Schweiger brechen:

  1. In England sagt man: „He puts his money where his mouth is.“ Er ist kein Maulheld. Sein privates Engagement für Flüchtlinge ist beispiellos. Diese Art der Glaubwürdigkeit ist selten zu finden.
  2. Bei Maischberger äußert sich Schweiger zu der Flüchtlingsdebatte: „Angesichts der Weltlage weiß ich nicht, ob man diese offene Grenzen noch so aufrecht erhalten sollte.“ Damit zeigt er, dass er trotz hoher Betroffenheit angesichts des Elends nicht vergisst, notwendige Schlüsse zu ziehen. Damit leistet er intellektuell (sic!) mehr, als gefühlte 90% der Deutschen derzeit, welche lediglich binär denken können – entweder man heißt unbegrenzt Flüchtlinge willkommen oder man ist Nazi, entweder man will alle sofort raus haben oder man ist Gutmensch.

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